Ich habe hier noch eine Kurzgeschichte von CATS, die endlich mal EINDEUTIG kurz ist !
Macavitys Regentag oder
Begegnung mit Grizabella
Es war einer dieser verregneten Sommertage, wo man nichts anstellen kann. An diesem Tag hatte sich Macavity, Wunder über Wunder und zu seiner eigenen Überraschung , verlaufen. Sein nasses Fell klebte ihm an den Flanken und er konnte kaum noch was sehen. Währent er in einem Park Schutz vor der Nässe suchte, murmelte er pausenlos rüde Schimpfwörter. Er konnte es sich selbst noch nicht einmal erklären, warum er sich verlaufen hat. Eigentlich wollte er mal wieder einen Diebstahl ausüben, aber er hatte den Weg nicht gefunden und irrte jetzt ziellos herum. Endlich fand er einen Busch, der ihm Schutz vor dem Regen gewährte. Aber als er darunter kroch, sah er, dass noch jemand anderes diesen Platz ausgewählt hatte. Warnend fauchte er die graue, alte Katze an.
,,Verschwinde, oder soll ich dir die Eingeweide aus dem Leib reißen ?''
Die Katze blickte ihm in die Augen. Ihre warmen braunen Augen durchbohrten seine tiefblauen Augen.
,,Wer bist du ?'' fragte sie mit zittriger Stimme. Man merkte, dass sie krank und verlassen war.
,,Ich bin Macavity, der Schrecken der Jellicles. Und wenn du weiter da sitzt, werde ich schon dafür sorgen, dass du verschwindest.'' zischte Macavity und seine Augen verengten sich zu Schlitzen, die die Katze anblinzelten.
,,Ich bin Grizabella, und wenn du der Schrecken der Jellicles bist, muss ich vor dir keine Angst haben, Macavity.'' erwiderte sie mit sanfter Stimme ,,Lass uns doch den Platz teilen, dann wird keiner von uns nass und krank.''
Macavity stimmte zu, wenn auch nur widerwillig. Er musterte Grizabella. Ihr langes, graues Fell hing herunter und war ganz verstaubt. Ihre braunen Augen waren eingefallen und sie erinnerte ihn an sich selbst. Dann rief er sich zur Ordnung. Sie war alt und schwach, er aber war noch jünger und stark.
,,Warum musst du vor mir keine Angst haben, Grizabella ?'' knurrte Macavity Grizabella an.
,,Weil ich von den Jellicles verstoßen worden bin.'' sagte sie schwermütig und schaute zum Himmel ,,Ich suchte Erfolg, aber habe keinen gefunden. Ich bin einsam und verlassen und hatte lange keine Jellicle mehr gesehen.''
Eine Träne rann ihr die Wange herunter. Macavity musste sich zusammenreißen, um sie nicht zu trösten.
,Ich bin ein Dieb, ein Mörder und kein mitleidiger Kater' dachte er. Aber in seinem Inneren zeriss er sich. die eine Seite wollte Grizabella trösten, die andere ihre Kehle aufreißen und den Platz für sich allein haben. Dann überredete er sich und legte eine Pfote auf ihren Rücken und streichelte das verfiltzte Fell.
,,Ach, Kopf hoch, so schlimm ist's nun auch wieder nicht !'' sagte Macavity und lächelte, was ihn selber überraschte. Grizabella lächelte schwach.
,,Ich habe nichts, was mir helfen könnte. Am liebsten würde ich sterben, dann hätte ich meinen Frieden.'' sagte sie gequält.
,,Naja, wenn mich das Mitleid nicht überrumpelt hätte, hättest du jetzt deinen Frieden.'' lachte Macavity. Er fühlte sich frei. Seit Jahren dachte er, er hätte ein Herz aus Eis .Aber langsam schien das Eis zu schmelzen.
,,Was ist denn mit eurem "Geh hinauf zum Heavyside Layer" und so ein Zeug ? Kannst du das jetzt nicht ?''
,,Das geht nur in einer Nacht, dem...''
,,Dem Jellicle Ball, den ich dieses Jahr versauen will ! Endlich eine Gelegenheit, wo ich mich an Old Deuteronomy rächen kann ! Wegen ihm darf ich rauben, morden und plündern. Nur weil ich AUSVERSEHEN eine Katze getötet habe ! Ts, Ts, die haben Macken !''
Macavity biss sich plötzlich auf die Lippen. Er hatte seinen nächsten Plan an eine Katze weitergegeben !
,,Vergiss es, du alte Glamour Katz, du verrätst das nicht weiter, sonst zerreiß ich deine Pulsadern !'' schrie er Grizabella an, die ängstlich zurückwich.
,,Ich wollte das gar nicht ! Das hatte ich nicht vor !'' stammelte sie angsterfüllt. Dann stand sie auf und rannte hinein in den Regen, warf Macavity aber noch einen panischen Blick zu. Dann verschwand sie in dem strömenden Regen. Macavity ließ den Kopf hängen.
,,Jetzt bin ich wieder ausgerastet ! Damit versaue ich mir alles !'' sagte er wütend zu sich selber. Eine Wutträne rann über sein Gesicht. Hoffnungsvoll schaute er in den Regen, ob Grizabella nicht nocheinmal kommen würde, aber keine Katze ließ sich blicken.
Bald hatte der Regen aufgehört und Macavity schoss unter dem Busch hervor. Dann rannte er los, auf der Suche nach Grizabella, aber er fand sie nicht. Traurig setzte er sich auf einen Ast. Als langsam die Nacht hereinbrach, kletterte er vom Baum runter und ein Schatten verschwand in der Dunkelheit.